Molekulare Genetik und Zelluläre Mikrobiologie

Entian fly
   
   

Die vollständige Sequenzierung des Genoms der Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae) war Mitte der 1990er Jahre ein Durchbruch. Sie wurde von einem europäischen Forschungskonsortium unter Beteiligung von Professor Karl-Dieter Entian erreicht. Welche genaue Funktion den etwa 6.000 Hefegenen jeweils zukommt, erforschen bis heute Arbeitsgruppen auf der ganzen Welt. Inzwischen ist es gelungen, Mutanten zu erzeugen, in denen jeweils nur eines dieser Gene komplett aus dem Genom entfernt (deletiert) wurde. Entian und sein Team haben begleitend eine Stamm- und Plasmid-Sammlung aufgebaut. Über EUROSCARF (European Saccharomyces Cerevisiae Archive for Functional Analysis, www.uni-frankfurt.de/fb15/mikro/euroscarf/) sind diese Mutanten allen Wissenschaftlern zugänglich.

An der Bäckerhefe konnte Entian die Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels untersuchen. Bei Versuchen zur Genexpression entdeckte er das Protein Cat8. Dieser Genaktivator wird sowohl bei der Transkription als auch nach der Translation reguliert und übernimmt eine zentrale Funktion bei der Anpassung von Hefezellen an geänderte Kohlenstoffbedingungen. Diese treten zum Beispiel bei der Herstellung von Brot, Wein und Bier sowie bei vielen biotechnologischen Prozessen auf. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern der Universität Frankfurt sowie kanadischen Humangenetikern ist Entian darüber hinaus am Modellorganismus der Hefe der Ursache des Bowen-Conradi- Syndroms auf die Spur gekommen. Es führt bei Säuglingen zu Fehlbildungen und einer frühen Sterblichkeit. Die Krankheit wird durch eine Punktmutation im Protein Nep1 auslöst, das für die Ribosomen-Herstellung essentiell ist.

Ein weiterer Schwerpunkt Entians ist die Forschung an lanthioninhaltigen Peptidantibiotika, für die er die Bezeichnung Lantiobiotika prägte. Intensiv untersucht er deren Biosynthese: „Vor allem wollen wir herausfinden, wie sich das Bakterium selbst vor der Wirkung des Lantibiotikums schützt, das Zellmembranen zerstört“, berichtet Entian. Angesichts der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen nimmt die Bedeutung der Lantibiotika zur Bekämpfung bakterieller Infektionskrankheiten stetig zu.

In seiner Lehre will Entian Studierende für die Untersuchung der molekularen Zellfunktionen begeistern und vermittelt dabei genetische, biochemische und molekularbiologische Vorgehensweisen.

Zur Person

Entian klein

Nach einem Studium der Biologie an der Technischen Universität Darmstadt schloss Entian dort seine Dissertation zum Kohlenhydratstoffwechsel ab. 1985 wurde er am Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Tübingen mit einer Arbeit über die Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels habilitiert. Danach war Entian Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und erhielt 1987 einen Ruf als Professor an die Universität Frankfurt. Er übernahm bisher zahlreiche Funktionen als Senatsmitglied, Dekan des Fachbereichs Biowissenschaften und als Institutsleiter. Im Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“ baute er das Graduiertenprogramm GRACE mit auf. In Frankfurt und Oberursel gründete Entian die „Scientific Research and Development GmbH“ und war Mitbegründer der „Phenion GmbH & Co. KG“.

Kontakt:

Prof. Dr. Karl-Dieter Entian
Institut für Molekulare
Biowissenschaften
Max-von-Laue-Str. 9
60438 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 798 29525
E-Mail: sec-entian@bio.uni-frankfurt.de
www.bio.uni-frankfurt.de