Phylogenie und Systematik der Tiere

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„Sie sind nicht nur interessant zu erforschen, sondern auch ästhetisch schön“, begeistert sich Professor Annette Klussmann-Kolb für ihre Forschungsobjekte. Schnecken aus der Gruppe der Heterobranchia zeichnen sich durch ganz unterschiedliche Gestalt, Farbe und Herkunft aus. Klussmann-Kolb analysiert ihre Morphologie und Anatomie und vergleicht die Gensequenzen dieser Schnecken und anderer Weichtiere (Mollusken). Die Daten der im Feld gesammelten Tiere sowie Fossilberichte tragen dazu bei, die jeweilige Stammesgeschichte (Phylogenie) zu rekonstruieren. „Die von uns untersuchten Heterobranchia sind bereits seit dem Paläozoikum bekannt und haben über 30.000 Arten hervorgebracht. Sie entwickelten sich in unterschiedlichsten Lebensräumen. Wir wollen herausfinden, welche Veränderung von Schlüsselmerkmalen dazu beigetragen haben könnte, die Radiation einzelner evolutionärer Linien auszulösen“, berichtet Klussmann-Kolb.

Morphologisch nicht oder nur schwer zu unterscheidende Arten (kryptische Arten) werden anhand der genetischen Analysemethode des barcodings der Desoxyribonukleinsäure (DNA) bestimmt. Die aufschlussreiche Datierung der Aufspaltungsereignisse im Stammbaum der Tiere ermöglichen moderne molecular clock-Ansätze, von denen Charles Darwin bei seiner Forschung noch nichts ahnte. Mit diesen Erkenntnissen können Klussmann-Kolb und ihre Arbeitsgruppe auch Rückschlüsse auf den Zusammenhang von Diversifikationsprozessen bei Schnecken oder anderen Mollusken und dem Klimawandel ziehen. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geht sie diesen neuen Fragen im Rahmen des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiKF) nach, mit dem sie als Projektbereichsleiterin und Projektgruppenleiterin eng verbunden ist.

In der Ausbildung der Studierenden legt Klussmann-Kolb großen Wert auf die Verbindung von Theorie und Praxis. Unter ihrer Federführung stehen im obligatorischen Bestimmungskurs nicht mehr die Merkmale einzelner Tiere im Mittelpunkt, sondern ein evolutionäres Verständnis der Diversität, das am Vergleich von Tieren entwickelt wird. Auch für die Teilnahme ihrer Studierenden an Exkursionen, Tagungen und Mentoringprogrammen engagiert sich Klussmann-Kolb. 2008 erhielt sie vom Präsidium der Goethe-Universität und der 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre.

Zur Person

Kolb Klein

Nach dem Studium der Biologie an der Universität Bielefeld wurde Annette Klussmann-Kolb dort mit einer Arbeit zur Funktionsmorphologie des Genitaltraktes von marinen Schnecken promoviert. Nach einer kurzen Elternzeit führte sie ein Forschungsstipendium der DFG für neun Monate an die James Cook University in Townsville, Australien, wo sie die Phylogenie von Seehasen (marine Hinterkiemer- Schnecken) untersuchte. Es folgte ein kurzer Forschungs-Aufenthalt an der Dalhousie University in Halifax, Kanada. Ende 2002 kam Klussmann-Kolb zunächst als Juniorprofessorin an die Goethe-Universität in Frankfurt. Hier baute sie die Abteilung für Phylogenie und Systematik der Tiere auf und wurde 2009 als Professorin für dieses Fachgebiet berufen. Ihre Arbeit ist auch Teil des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiKF) der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität.

Kontakt:

Prof. Dr. Annette Klussmann-Kolb
Institut für Ökologie, Evolution und
Diversität
Max-von-Laue-Str. 13
(Biologicum, Flügel D)
60438 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 798 42210
E-Mail: Klussmann-Kolb@bio.uni-frankfurt.de
www.bio.uni-frankfurt.de