Paläoanthropologie und Expansion früher Menschen

Die Evolution der Menschen nahm vor ca. sechs bis sieben Millionen Jahren in Afrika ihren Anfang mit der Entwicklung früher Australopithecinen. Diese Australopithecinen unterschieden sich von Menschenaffen unter anderem dadurch, dass sie in der Lage waren, sich wenigstens zeitweise biped fortzubewegen. Vor etwa zweieinhalb Millionen Jahren gingen aus diesen Vorläufer-Formen die ersten Vertreter der Gattung Homo hervor. Dieser Prozess ist gekennzeichnet durch eine ganze Serie von Veränderungen. Dazu gehört die Entwicklung eines vollständig aufgerichteten Gangs, die Herstellung und Verwendung von Werkzeugen, das Erschließen neuer Nahrungsquellen, Veränderungen im Gebiss und weiteres. Vor 1,8 Millionen Jahren verließen frühe Menschen erstmals den afrikanischen Kontinent und besiedelten weite Teile Eurasiens. Ihre fossilen Überreste finden wir zum Beispiel im Kaukasus aber auch auf der indonesischen Insel Java. Bei diesen Hominiden handelt es sich um Vertreter von Homo erectus. Europa wurde vor etwa einer Million Jahren besiedelt. Hier nahm die Evolution offenbar einen eigenständigen Verlauf, der zur Entwicklung von Neandertalern führte. Wie viele Ausbreitungswellen die Hominiden im Pleistozän, also von ca. 1,8 Millionen bis vor ca. 40.000 Jahren, vollzogen und welchen Routen diese Ausbreitungswellen folgten, ist gegenwärtig nicht sicher bekannt. Vor ungefähr 300.000 Jahren entwickelten sich  im östlichen Afrika die ersten Vertreter von Homo sapiens. Von dort aus breiteten sie sich über den gesamten Globus mit Ausnahme der Antarktis aus.

Frühe Menschen waren keine isolierten Kreaturen. Je weiter wir in der Vorgeschichte der Menschen zurückgehen, desto unmittelbarer werden ihre Beziehungen zur belebten und unbelebten Umwelt. Für ein umfassendes Verständnis der Evolution der Menschen genügt es daher nicht, sich ausschließlich mit Hominiden-Fossilien zu beschäftigen; vielmehr untersuchen wir begleitend auch Evolutionsprozesse anderer Säugetiere. Damit können wir zum Beispiel die Frage beantworten, ob ein bestimmter Schritt in der Evolution der Menschen sich bei anderen Säugetieren in vergleichbarer Weise abgespielt hat oder ob er spezifisch nur bei Vor- und Frühmenschen stattfand.

Die Ausbreitung früher Hominiden wird maßgeblich von dem Potenzial mitbestimmt, das ihnen natürlicherweise, aber auch kulturell bedingt offen steht. Die Untersuchung von Expansionsprozessen früher Hominiden gibt uns Aufschluss über die Fähigkeiten, die für das Vordringen in neue oder unbekannte Habitate entscheidend ist.

Im Forschungsprojekt ROCEEH - The Role of Culture in Early Expansions of Humans wird das Ziel verfolgt, die raumzeitlichen Wanderungsmuster von Homininen in Afrika, Asien und Europa zwischen 3 Millionen und 20.000 Jahren vor heute zu rekonstruieren und die natürlichen und kulturellen Bedingungen der verschiedenen Ausbreitungen zu beleuchten.

 

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