Umweltministerin Hinz startet hessenweites Kooperationsprojekt im Rahmen einer Auftaktveranstaltung in der Frankfurter Goethe-Universität
Die Wasserwirtschaft in Hessen steht insbesondere durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen, damit sie auch zukünftig die Wasserversorgung von Bevölkerung und Unternehmen nachhaltig sichern kann. Heute eröffnete die hessische Umweltministerin Priska Hinz an der Goethe-Universität Frankfurt das Hessische Kompetenzzentrum Wasser (KWH), in dem Akteure aus Wissenschaft und Bildung, Verwaltung, Politik und Wasserwirtschaft vernetzt sind. Die Ziele: Probleme sollen auf Systemebene angegangen, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die wasserwirtschaftliche Praxis überführt und das Bildungsangebot erweitert werden.
FRANKFURT. Es
sind gleich mehrere tiefgreifende Veränderungen, mit denen sich der
Wassersektor in Hessen konfrontiert sieht: Der Klimawandel mit seinen
häufigeren Extremwetterereignissen erhöht den Druck auf Wasserressourcen und
Wasserökosysteme, was wiederum einen Verlust der Biodiversität nach sich zieht.
Die Folgen für Mensch und Natur wurden in den Dürresommern der vergangenen
Jahre deutlich sichtbar. Dann wiederum gab es vermehrt Starkregenereignisse mit
Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Eine weitere Herausforderung für die
Wasserwirtschaft ist der demografische Wandel. Die Zunahme der Bevölkerung in
den Ballungsräumen führt zu einem steigenden Wasserbedarf in den kommenden
Jahren, die Abnahme der Bevölkerung in Teilen des ländlichen Raums dagegen zu
steigenden Kosten bei der Bereitstellung einer ausreichenden Wasser- und
Abwasserinfrastruktur. Heute schon führen Einträge von Spurenstoffen zum
Beispiel durch Arzneimittel im Abwasser zu Problemen in der Abwasserbehandlung
und Trinkwasseraufbereitung.
Angesichts dieser Herausforderungen und damit verbundener
Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung der Ressource Wasser sind innovative
und nachhaltige Umsetzungslösungen für die vielen beteiligten Akteure zu suchen
und zu finden. Hessen geht diese Herausforderungen jetzt durch eine Stärkung
der interdisziplinären Zusammenarbeit von Wissenschaft, Verwaltung, Politik,
Praxis und Bildung an und gründet das Hessische Kompetenzzentrum Wasser (KWH),
in dem das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (HMUKLV), das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und
Geologie (HLNUG), die Regierungspräsidien, alle hessischen Universitäten, viele
hessische Hochschulen sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und
das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) ihre jeweilige Expertise
einbringen und kooperieren werden.
Umweltministerin Priska Hinz erläutert: „Mit dem Klimaplan und dem
Zukunftsplan Wasser haben wir die Weichen für einen nachhaltigen Schutz und
eine integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen in Hessen gestellt. Das
Hessische Kompetenzzentrum Wasser wird uns nun dabei unterstützen, die
notwendigen Anpassungen an den Klimawandel umzusetzen und dabei neueste
wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Lösungen zu berücksichtigen.“
Prof. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, ist überzeugt: „Das
Hessische Kompetenzzentrum Wasser bietet die Chance, die unterschiedlichen und
sehr umfassenden Expertisen im Wassersektor in Hessen zu bündeln, damit die
wissenschaftlichen Erkenntnisse auch zu einer praxisnahen Entwicklung konkreter
Lösungen mit nachhaltiger Nutzung der Ressource Wasser beitragen können.“
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, die die
Gründung des KWH wesentlich begleitet hat, erklärt: „Es muss uns gelingen,
‚win-win-Situationen' zu schaffen, bei denen einerseits die Wasserressourcen
erhalten bleiben und die aquatische Biodiversität geschützt wird, andererseits
aber auch der Wasserbedarf der Bevölkerung und der Wirtschaft gesichert bleibt.
Mit ihrer Forschung werden die hessischen Universitäten und Hochschulen zum
Erreichen dieses Ziels beitragen.“ Auch die Gewinnung von Fachkräften könnten
die Universitäten und Hochschulen befördern, so Präsident Schleiff: „Wir
arbeiten stetig an der Weiter - und Neuentwicklung von Lehr- und
Ausbildungskonzepten, um Expert:innen für Naturschutz und Wasserwirtschaft zu
qualifizieren.“ Dabei befürworte er das aktive Mitwirken von
Partnerinstitutionen aus Praxis und Behörden in Lehrveranstaltungen relevanter
Fachbereiche von Universitäten und Hochschulen sowie beispielsweise die Vergabe
externer Abschlussarbeiten: „Damit können wir einen Mehrwert auch aus Sicht der
Wissenschaft generieren.“
Enrico Schleiff freut sich über den Auftakt zur Gründung des KWH
in seinem Hause: “Die Wasserforschung ist schon seit vielen Jahren fester und
wichtiger Bestandteil des Forschungsportfolios der Goethe-Universität.
Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen der anderen hessischen
Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sehen
wir uns in der Verantwortung, die Ziele des KWH voranzutreiben und unseren
Beitrag zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser in Hessen
zu leisten.“
Ziel des KWH ist es, praxistaugliche, wissenschaftlich fundierte,
evidenzbasierte und innovative Lösungen entsprechend den Herausforderungen im
Wassersektor zu entwickeln. Statt einzelner hydrologischer, ökologischer und
technisch-ingenieurwissenschaftlicher Fragestellungen können im KWH die
dringenden Probleme zu Prozessen und Dynamiken des Wasserressourcenmanagements
interdisziplinär und integriert betrachtet werden. Soziale, ökonomische und
politische Aspekte, als weitere wichtige Handlungsfelder in der
Wasserwirtschaft, können durch diese übergreifende Zusammenarbeit ebenfalls
berücksichtigt werden.
Eine solche Bündelung der hessischen Wasserkompetenz eröffnet neue
Perspektiven für die Durchführung von angewandten Forschungsprojekten zu in
Hessen relevanten Themen für eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser,
einschließlich der Vermittlung von entsprechenden Kompetenzen, sowie für die
Politikberatung.
Als hessisches Kompetenzzentrum Wasser ist das KWH ein Bindeglied zwischen Akteuren im Wasserbereich aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Bildung und wasserwirtschaftlicher Praxis. Das KWH wird auch mit assoziierten Partnern kooperieren. Dies können nicht-behördliche Organisationen, Vereine oder im Wassersektor tätige Unternehmen sein. Ein Kooperationsvertrag regelt die künftige Zusammenarbeit der institutionellen Partner:
1. Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
2. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
3. Regierungspräsidium Darmstadt
4. Regierungspräsidium Gießen
5. Regierungspräsidium Kassel
6. Goethe-Universität Frankfurt am Main
7. Justus-Liebig-Universität Gießen
8. Philipps-Universität Marburg
9. Technische Universität Darmstadt
10. Universität Kassel
11. Hochschule Darmstadt
12. Hochschule Fresenius
13. Hochschule Geisenheim University
14. Hochschule RheinMain
15. Technische Hochschule Mittelhessen
16. Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
17. Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146705346
Bildtext: Beim Startschuss für das Kompetenzzentrum Wasser Hessen an der
Goethe-Universität (v.l.): KWH-Gründungssprecher Prof. Jörg Oehlmann,
Goethe-Universität; Hessische Umweltministerin Priska Hinz; Präsident Thomas
Schmid, HLNUG; Präsident Enrico Schleiff, Goethe-Universität Frankfurt. Foto
Uwe Dettmar
https://www.uni-frankfurt.de/146343265
Bildtext: Naturbelassen, eingedämmt, kanalisiert und renaturiert:
Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz und Naturschutz prägen das hessische
Flüsschen Horloff auf seinem Weg von der Quelle am Vogelsberg bis zur Mündung
in die Nidda. Foto: Simone Ziebart, Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de