„Forschung Frankfurt“ zum Thema „Von Herzen“: Liebeskummer und Trauer können die Gesundheit stark beeinträchtigen
FRANKFURT. „Gebrochene Herzen“ – dieses Sprachbild ist nicht nur
metaphorisch zu verstehen. Einschnitte im Leben wie der Verlust des Partners
können durchaus auch gesundheitliche Folgen haben – bis hin zum erst in
jüngerer Zeit entdeckten „Broken Heart Syndrom“, das einem Herzinfarkt gleicht.
Wie es dazu kommt, damit befassen sich Psychologen, Psychosomatiker und
Kardiologen an der Goethe-Universität. Darüber lesen Sie in der jüngsten
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität „Forschung Frankfurt“,
das diesmal das Schwerpunktthema „Von Herzen“ hat.
Seelischer Schmerz gehört zum Leben dazu,
kaum jemand bleibt davon verschont. Doch während Zeit bei den meisten Menschen
tatsächlich Wunden heilt, durchleben manche den Schmerz besonders intensiv und
ausdauernd. Aber was, wenn die Gedanken nur noch um das Verlassensein kreisen?
Wenn das eigene Leben zu entgleiten droht, weil man antriebsarm und deprimiert
ist? Menschen, die es nicht schaffen, den Verlust eines geliebten anderen zu
verwinden, können professionellen Rat und Hilfe in einer psychologischen Praxis
in Anspruch nehmen – zum Beispiel beim Zentrum für Psychotherapie der
Goethe-Universität unter der Leitung von Prof. Ulrich Stangier. Dr. Heike
Winter leitet und koordiniert das Ausbildungsprogramm am Zentrum an der
Varrentrappstraße. In der Verhaltenstherapie-Ambulanz könnten die Psychologen
feststellen, ob es sich um eine Anpassungsstörung oder eine Depression handele,
so Winter, – oder ob der Betreffende mit ein wenig Unterstützung und ohne
weitere Behandlung aus diesem Loch kommen könne.
Physiologisch betrachtet, wirkt sich
Kummer wie eine extreme Stresssituation aus – was auch zu physischen
Beeinträchtigungen führen kann, unter Umständen sogar zu massiven
Herzbeschwerden. In der Medizin ist das „gebrochene Herz“ als „Broken-Heart-Syndrom“
inzwischen eine etablierte Diagnose. „Die Symptome reichen von leichten
Funktionseinschränkungen, aber auch bis zu starken Funktionsstörungen bis zum
Schock mit einem notwendigen Aufenthalt auf der Intensivstation“, sagt Prof.
Stephan Fichtlscherer, stellvertretender Direktor an der Klinik für
Kardiologie, Angiologie und Nephrologie am Universitären Herzzentrum der
Uniklinik. Symptome wie Engegefühl, Luftnot und Schmerzen sind normalerweise
ein klarer Hinweis auf einen Herzinfarkt, diese Beschwerden treten auch bei dem
Broken-Heart-Syndrom auf, jedoch ohne dass sich Verengungen oder Verschlüsse
der Herzkranzgefäße feststellen ließen.
Auch andere Krankheiten stehen in Zusammenhang mit Kummer und Stress. Dr. Moritz de Greck, Privatdozent und Leiter des Bereichs Psychosomatik an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Goethe-Universität, sieht vor allem Patienten mit anderen psychosomatischen Erkrankungen, die oft eine lange Vorgeschichte haben. Das Trauerereignis bringe meist das Fass nur zum Überlaufen, hat de Greck beobachtet. Psychosomatische Erkrankungen seien dann das Ende einer langen Entwicklung, ausgelöst durch einen schmerzhaften Einschnitt im Leben. Der Patient hat Schmerzen, die er auf eine körperliche Erkrankung zurückführt. In Wirklichkeit ist da aber kein körperlicher Befund. „Wenn der Notarzt zweimal da war, ohne etwas festzustellen, kommen die Patienten dann oft irgendwann zu uns“, so de Greck. Als ärztlicher Psychotherapeut entscheidet er situativ und störungsspezifisch, welcher therapeutische Ansatz der richtige ist. Wichtig ist, dass die verschiedenen Disziplinen bei der Therapie zusammenwirken und sich gemeinsam um das Wohl der Kranken kümmern.
Mehr zu diesem Thema lesen Sie im Beitrag von Dr. Anke Sauter, der in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2019) erschienen ist. Die Ausgabe kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Im Web: www.forschung-frankfurt.de.